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Arztmobil für wohnungslose Menschen macht Station am Shelter

Arztmobil für wohnungslose Menschen macht Station am Shelter
Mit gesund.zeit.raum zurück ins medizinische System

Aus eigenem Antrieb wäre Thorsten nie zum Arzt gegangen, das gibt der 31-Jährige offen zu. „Ich dachte, mit ein bisschen Salbe wird das schon.“ Thorsten lebt seit drei Jahren auf der Straße. Medizinische Hilfe hat sich der 31-Jährige in dieser Zeit nicht gesucht, obwohl er dazu allen Grund gehabt hätte. Eine Verletzung am Fuß hatte sich entzündet. Außerdem leidet Thorsten seit 20 Jahren an Diabetes – eine Krankheit, die unbehandelt die Organe schädigen kann. Jetzt bekommt er Hilfe durch das Arztmobil, das einmal pro Woche an der Diakonie-Tagesstätte Shelter Halt macht. Möglich wurde die neue Sprechstunde durch das Projekt „gesund.zeit.raum“, ein Gesundheitsprojekt für Menschen ohne Wohnung, das die Diakonie Düsseldorf mit Unterstützung des forschenden Pharmaunternehmens Janssen und des Johnson & Johnson Corporate Citizenship Trust ins Leben gerufen hat.

„Wie Thorsten geht es vielen Menschen ohne Wohnung“, weiß Clarissa Schruck, Leiterin Fachberatung und Tagesstätten bei der Diakonie Düsseldorf. „Ein sicherer Platz zum Übernachten, etwas zu essen oder frische Kleidung: Es sind die einfachen Dinge, die Menschen ohne Wohnung im Alltag suchen. Für einen Besuch beim Arzt bleibt dabei wenig Raum.“ Hinzu komme, dass viele Menschen nicht krankenversichert seien oder sich für ihre Situation schämten und deshalb nicht zum Arzt gingen – selbst wenn sie richtig krank seien.

Um wohnungslosen Menschen den Gang zum Arzt zu erleichtern, bietet die Diakonie Düsseldorf seit Dezember mit Unterstützung des forschenden Pharmaunternehmens Janssen und des Johnson & Johnson Corporate Citizenship Trust die neue ärztliche Sprechstunde für wohnungslose Menschen in der Liefergasse in der Altstadt an: einmal in der Woche im Arztmobil des Vereins „Medizinische Hilfe für Wohnungslose“.

In enger Zusammenarbeit zwischen den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern des Shelter und dem medizinischen Team können wohnungslose Menschen so gezielt an das medizinische System herangeführt und gesundheitliche Hilfemaßnahmen frühzeitig eingeleitet werden. Das ist wichtig, denn bleiben Krankheiten unbehandelt, können sie chronisch werden“, erklärt Ärztin Jutta Austermann, die die wohnungslosen Menschen im Arztmobil neben dem Shelter betreut. „Vor allem im Winter ist deshalb eine ärztliche Betreuung auch eine vorbeugende Maßnahme – denn da sind wir besonders anfällig für Krankheiten.“

Das Arztmobil ist ein wichtiger, aber nicht der einzige Baustein des Gesundheitsprojektes gesund.zeit.raum für Menschen ohne Wohnung. Das Projekt besteht aus vier Bausteinen – der Verbesserung der medizinischen Erstversorgung, Präventionsangeboten, Angeboten zur Stärkung der seelischen Gesundheit und vorbeugenden Hilfen in der Sozialberatung. „Zum Projekt gehört unter anderem auch ein Nothilfetopf, aus dem wir zum Beispiel Medikamente oder auch einmal eine Brille bezahlen können“ erklärt Projektleiter Kai Lingenfelder.

„Der ganzheitliche Ansatz von gesund.zeit.raum hat uns von Beginn an überzeugt. Das Projekt hat nicht nur die dringende medizinische Erstversorgung im Blick, sondern auch die psychische und emotionale Gesundheit“, sagt Dr. Michael von Poncet, Medizinischer Direktor und Mitglied der Geschäftsleitung von Janssen Deutschland. Neben der finanziellen Unterstützung bringen sich die Mitarbeitenden von Janssen persönlich bei Corporate Volunteering-Aktionen oder mit ihrer Expertise in das Projekt ein. „Auch ich selbst durfte schon bei einer Aktion vor Ort erfahren, wie wichtig der persönliche Einsatz neben jeder Art von Spende ist“, betont von Poncet. Das Projekt ist im Frühjahr 2016 gestartet und zunächst auf drei Jahre angelegt.

Thorsten konnte im Rahmen von gesund.zeit.raum bereits geholfen werden. Die Mitarbeitenden im Shelter haben ihn überzeugt, das Arztmobil aufzusuchen. Ärztin Jutta Austermann versorgte seinen Fuß und überwies ihn an einen Diabetologen, den der 31-Jährige nun regelmäßig aufsucht.