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Von der Alltagsbeobachtung zur präzisen Strategie

Von der Alltagsbeobachtung zur präzisen Strategie

Der lange Weg zum sicheren und kosteneffizienten Werkzeug «Impfung» nahm vor vielen Jahrhunderten seinen Anfang – lange bevor Bakterien und Viren als Krankheitserreger bekannt waren. Bereits vor rund 2'000 Jahren wurde in China und im Nahen Osten ein Verfahren eingesetzt, um der gefürchteten Pockeninfektion vorzubeugen: Aus den Pusteln von erkrankten Personen entnahm man Material, verarbeitete es zu Pulver und verabreichte es gesunden Personen, um sie vor den Pocken zu schützen.1 Weil sich in den Pusteln abgeschwächte Viren befanden, erkrankten die so immunisierten Personen nicht ernsthaft. Heute würde man von einer aktiven Immunisierung mit einem Lebendimpfstoff sprechen. Anfang des 18. Jahrhunderts fand dieses Verfahren, die sogenannte Variolation, schliesslich den Weg nach Europa.

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Einige Jahrzehnte später entwickelte der britische Landarzt Edward Jenner (1749-1823) die erste moderne Impfung – auf der Grundlage der Kreuzimmunisierung. Er beobachtete, dass Menschen, die sich mit den harmlosen Kuhpocken angesteckt hatten, später nicht mehr an den menschlichen Pocken erkrankten. Darum begann er, Gesunde mit dem Sekret aus Kuhpockenpusteln zu impfen. Sein Verfahren, das er – nach dem lateinischen Wort «vacca» für Kuh – «Vakzination» nannte, war ein grosser Erfolg und verbreitete sich rasch in Europa.2 Auch die Schweiz litt damals unter den Pocken: Bis ins 18. Jahrhundert war das Pockenvirus für durchschnittlich 7 Prozent aller erfassten Todesfälle verantwortlich.1 Der Erfolg der Pockenimpfung führte in den 1860er-Jahren in gewissen Kantonen gar zu einem Impfobligatorium.

Doch diese frühe Pockenimpfung war erst der Anfang. Mit dem technischen Fortschritt und der Geburt des «medizinischen Labors» begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein völlig neues Zeitalter der Impfstoffentwicklung. Krankheitserreger konnten jetzt identifiziert und vermehrt sowie gezielt untersucht, abgeschwächt oder abgetötet werden. Die Entwicklung von Impfstoffen erlebte einen Boom und brachte legendäre Forscher hervor, wie beispielsweise Robert Koch (1843-1919), Louis Pasteur (1822–1895, Tollwut-Impfstoff 1885), Emil von Behring (1854–1917, Tetanus-Impfstoff 1890) oder Paul Ehrlich (1854–1915, Diphtherie-Impfstoff 1894 mit Emil von Behring).2

 

1) https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/direktionen/volkswirtschaf...
2) https://www.coopzeitung.ch/freizeit/2021/die-helden-der-impfgeschichte-3...

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