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Interview mit Bernhard Brautmeier

Transferis: Interview mit Bernhard Brautmeier

Seit mittlerweile zwei Jahren engagiert sich die Initiative Transferis, ein Netzwerk der unterschiedlichsten Beteiligten im Gesundheitswesen, um offenes, sektorenübergreifendes Denken und Handeln im deutschen Gesundheitswesen zu verbessern. Auch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein gehört zu den Förderern des Netzwerkes. Wir sprachen mit dem Stellvertretenden Vorsitzenden Bernhard Brautmeier über die Beweggründe, erste Resultate und die Zukunftsaussichten.

Warum ist es Ihnen wichtig, sich für den Austausch der Beteiligten der Gesundheitsversorgung zu engagieren?

Das Gesundheitssystem in Deutschland ist nach meiner Überzeugung eines der besten Gesund-heitssysteme der Welt. Aber es ist zergliedert und damit für viele Patientinnen und Patienten, die es in Anspruch nehmen, unübersichtlich. Um gesundheitliche Leistungen gezielt vermitteln zu können und die Effizienz unseres Systems zu steigern, ist es unverzichtbar zu wissen, welche Leistungen durch welche Anbieter vorgehalten werden. Dazu müssen die Anbieter Kenntnis voneinander haben und benötigen tiefere Einblicke in die Leistungsfähigkeit des anderen. Nur dann, wenn sich die Beteiligten der Gesundheitsversorgung intensiv miteinander austauschen, können Ressourcen zielgerichtet eingesetzt und die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems gesichert werden.

Wie beurteilen Sie die Initiative Transferis und wie schätzen Sie die Möglichkeit ein, nachhaltig Impulse in der Gesundheitsversorgung zu setzen?

Transferis ist ein gelungener Ansatz, Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen der Gesundheitsversorgung miteinander ins Gespräch zu bringen, Kenntnisse über den jeweils anderen Bereich zu erwerben und vor allem Verständnis über die Vorgehensweise und Problemfelder anderer gesundheitlicher Professionen zu vermitteln.

Sie waren im vergangenen Jahr im Rahmen des zweiten Qualifizierungsprogramms Gastgeber für angehende Führungskräfte. Welche Anregungen haben Sie mitgenommen und welche Änderungen wurden dadurch angestoßen?

Zunächst war ich überrascht, wie wenig Wissen über die vielfältigen Aufgaben einer Kassenärztlichen Vereinigung präsent war. Dies hat mich in der Auffassung gestärkt, dass wir für die Öffentlichkeit transparenter werden müssen. Vielen Akteuren ist nicht klar, dass die ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung mit all ihren einschränkenden Bedingungen und Budgetierungen ohne ein qualifiziertes Management, wie eine KV es bietet, nicht funktionieren kann. Wir müssen offensiver in Erscheinung treten und den Gedanken der Vernetzung nicht nur in unseren Köpfen bewegen, sondern in Aktion umwandeln.

Vor dem Hintergrund des steigenden Versorgungsbedarfs: Welche Herausforderungen kommen auf die KV zu und welche Rolle wollen Sie in der Patientenversorgung übernehmen?

Die Folgen der demografischen Entwicklung sind hinlänglich bekannt. Wir werden mit weniger Ärzten in der Versorgung rechnen müssen – und diese streben auch noch eine andere „Work/Life-Balance“ an, mit weniger Stunden in der Versorgung. Dies stellt uns in der Tat vor große Herausforderungen. Kein Akteur in der Gesundheitsversorgung wird in der Lage sein, diesen allein zu begegnen. Deshalb werden wir intensiv daran arbeiten müssen, die vorhandenen Ressourcen zu bündeln, in dem wir uns miteinander vernetzen. Der stationäre Sektor steht mit Blick auf den Versorgungsbedarf und den ärztlichen Nachwuchs den gleichen Problemen gegenüber, wie der ambulante. Auch der Bereich der Pflege hat große Nachwuchssorgen und dies angesichts eines stetig zunehmenden Pflegebedarfs. Wir werden uns also anstrengen müssen, die Probleme gemeinsam anzugehen.

Ihr Wunsch an ein konstruktives Miteinander im Gesundheitswesen – welche Anforderungen stellen Sie an Ihre Partner?

Wir müssen das „Sektorendenken“ überwinden. Ein vorurteilsfreier und fairer Austausch ist Voraussetzung dafür, dass der Patient im Vordergrund steht und Ressourcen geschont werden. Dazu ist ein wertschätzender und partnerschaftlicher Umgang aller Beteiligten eine zu erfüllende Bedingung, die uns alle zum Erfolg führen kann.

Weitere Informationen

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Informationen zum Ursprung sowie zu Projekten von Transferis, einem Netzwerk von verschiedenen Partnern im Gesundheitswesen

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Dr. Iris Zemzoum, Vorsitzende der Geschäftsführung Janssen Deutschland, über die Transferis Initiative